Herpesviren

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Herpesviren verursachen bei fast allen Tierarten seuchenhafte sowie latente oder persistierende Krankheiten. Der Name leitet sich von dem griechischen Wort „herpein“ kriechen ab. Allen Herpesviren gemeinsam ist die lebenslange Latenz oder Persistenz im Wirtsorganismus.


Hund (CHV):

Das sog. „Welpensterben“ bei Hunden wird durch das Canine Herpesvirus-1 verusacht. Die Welpen versterben in den ersten Lebenstagen an einer hämorrhagischen Allgemeinerkrankung. Es kommt zu massiver lytischer Virusvermehrung bei subnormaler Körpertemperatur von 36 - 37° C und Tod innerhalb von 48 Stunden. Die Morbiditätsrate liegt bei 100 %, die Mortalitätsrate bei fast 95 % !

Ältere Welpen zeigen meist milde respiratorische Symptome, daher wird CHV eine ätiologische Beteiligung am Zwingerhusten Komplex zugeschrieben. Adulte Tiere machen meist klinisch inapparente Infektionen durch. Hündinnen können nach Erstinfektion das Virus intrauterin auf die Föten übertragen, selten kommt es zu Aborten und Totgeburten.

Bei adulten, immunsupprimierten Tieren kann es zu perakuten Verläufen mit Todesfolge kommen. Eine Diagnostik bei Zuchttieren ist zu empfehlen.


Katze (FHV):

Beim felinen Herpesvirus (FHV) stehen respiratorische Symptome wie Rhinitis und Sinusitis mit Augen- und Nasenausfluss im Vordergrund. Es kommt zu Konjunktivitis und häufig zu Korneaulzera. Die Katzen leiden unter Dyspnoe und Fressunlust. In der Regel klingen diese Symptome nach relativ kurzer Zeit wieder ab. Es entwickelt sich eine latente Infektion, die unter Stress jederzeit wieder aktiviert werden kann. Dann kommt es meist zu rekurrierenden Rhinitiden, die aber milder verlaufen als bei der Primärinfektion. Komplikationen treten bei einer FHV-Infektion selten auf. Manchmal sind die Augenveränderungen schwerwiegend und die Katze kann erblinden. Auch kann es bei sehr jungen Kätzchen bei sehr hohem Fieber und allgemeiner Schwäche zu Todesfällen kommen (Fading Kitten Sydrome).


Pferd (EHV):

EHV 1 und 4

Infektionen sowohl mit EHV1 als auch mit EHV4 werden bei Pferd, Esel und Maultier durch Tröpfcheninfektionen oder direkten Kontakt verursacht. Die Ausprägung der klinischen Symptome hängt von Alter und Immunstatus des infizierten Tieres ab. V. a. bei Infektionen mit EHV4 sind bei Fohlen Morbiditäten bis zu 100 % möglich (besonders betroffen sind Tiere während der Absatzzeit). Mehr als 80 % der Isolate stammen von Tieren mit Rhinopneumonitis. EHV1 wird als Erreger des Virusabortes angesehen; 99 % der Isolate von EHV1 stammen aus abortierten Fohlen. Bei Stuten können teilweise zentral-nervöse Erscheinungen auftreten. Das nicht mit EHV1 oder 4 kreuzreagierende EHV3 verursacht Genitalinfektionen beim Pferd.

Einmal mit Herpesviren infizierte Pferde bleiben zeitlebens Virusträger und durch ungünstige Umstände (Stress etc.) kann das Virus endogen wieder aktiviert werden. Latenzorgan ist das Trigeminalganglion. Innerhalb der Pferdepopulation besteht, unter Berücksichtigung der geimpften Pferde, eine hohe Seroprävalenz.

EHV 2 und 5

Eine Beteiligung von EHV-2 und/oder EHV-5 an einer Keratokonjunktivitis wird seit langem vermutet und diese Viren tatsächlich auch regelmäßig aus Konjunktivaltupfern nachgewiesen. In den zurückliegenden Jahren wurden EHV-2 und -5 aber auch zunehmend als Wegbereiter für andere virale und bakterielle Infektionen des Respirationstraktes nachgewiesen. Vor allem bei Jungtieren konnten bei behandlungsresistenten teils katarrhalisch-eitrigen, teils nekrotisierenden oder abszedierenden Bronchopneumonien equine Herpesviren 2 und/oder -5 nachgewiesen werden. EHV-5 wurde kürzlich als atiölogisches Agens einer „Equine Multinodular Pulmonary Fibrosis“ (EMPF) dargestellt.


Vogel (Pacheco):

Das Psittacide Herpesvirus (PsHV) ist für die Pacheco’sche Krankheit bei Papageienartigen verantwortlich. Diese weltweit auftretende Erkrankung führt nach perakut bis akutem Verlauf zu seuchenartigen Todesfällen. Klinisch zeigen die Tiere Anorexie, gesträubtes Gefieder, Durchfall und Polyurie, gelegentlich Sinusitis und Konjunktivitis. Die Erkrankung kommt insbesondere in Stresssituationen zum Ausbruch, z. B. Fang und Quarantäne bei Importvögeln, Besitzerwechsel, Klinikaufenthalt, Brutbeginn oder Eintritt der Sexualreife. Daher empfiehlt sich eine geeignete Voruntersuchung von Vögeln, die in den Bestand eingegliedert werden sollen, um eine Gefährdung der anderen Vögel zu vermeiden.


Schildkröte:

Herpesvirusinfektionen kommen bei verschiedenen Landschildkrötenarten, der Gattung Testudo, wie z. B. der Griechischen Landschildkröte (Testudo hermanni), der Maurischen Landschildkröte (Testudo graeca) und der Russischen Landschildkröte (Agrionemys horsfieldi) vor.

Es handelt sich um eine wahrscheinlich über Kot übertragende, hoch kontagiöse Virose. Die Untersuchung sollte routinemäßig vor dem Einbringen neuer Tiere in einen Bestand erfolgen.

Klinische Symptome sind Nasen- und Augenausfluss, Regurgitieren, Anorexie und Lethargie. Relativ typisch sind die nekrotischen Beläge der Zunge und der Mundhöhle. Zur Diagnosestellung sollte ein trockener Tupferabstrich von der distalen Zunge am Übergang zum Larynx erfolgen.

Am toten Tier kann der Nachweis von typischen intranukleären Einschlusskörperchen auch histologisch vor allem in den Zungenepithelien, der Riechschleimhaut und in den Leberzellen erfolgen.


Koi (KHV):

Das Koi-Herpes-Virus ist ein hochinfektiöses Virus, das bei Karpfen (Koi und Nutzkarpfen) in den letzten Jahren seuchenhafte Krankheitsgeschehen in Abhängigkeit von der Wassertemperatur verursacht hat. Morbiditäts- und Mortalitätsraten können innerhalb von 1 - 2 Wochen nach Erregereintrag bis zu 100 % betragen. Die Inkubationszeit beträgt von wenigen Wochen bis zu mehreren Monaten. Sie ist von verschiedenen äußeren und inneren Faktoren, wie Stress und Kondition der Fische abhängig. Betroffen sind Fische aller Altersklassen bei Wassertemperaturen zwischen 18 - 29° C. Klinisch gesehen stehen Kiemennekrosen, vermehrte Schleimproduktion, Hämorrhagien der Haut, Leber, Milz und Nieren im Vordergrund. Überlebende Fische bleiben vermutlich über Jahre latent Virusträger und stellen eine potentielle Gefahr beim Handel mit Lebendfischen in der Teichwirtschaft und Hobbyhaltung dar. Eine Immunisierung mittels attenuiertem Lebendimpfstoff wird derzeit aus wissenschaftlicher Sicht abgelehnt.
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Herpesvirus, Erregernachweis

Herpesviren haben in der Regel nur eine kurze virämische Phase im Blut. Der Nachweis aus EDTA-Blut ist daher häufig nur zu Beginn der Erkrankung sinnvoll.

Material Hund: Abortmaterial, Gewebe toter Welpen (Lunge, Leber, Niere), Abstrich ohne Medium (Vagina, Nase, Rachen, Auge)
Katze: Abstrich ohne Medium (Auge, Nase), EB 0,2 ml
Pferd: EHV 1 und 4: Abstrich ohne Medium (Nase), BAL, Abortmaterial, EB 1 ml (Auf Wunsch Nachweis aus Buffy Coat möglich, dafür benötigen wir min. 5 ml EB), Liquor
Pferd: EHV 2 und 5: Abstrich ohne Medium (Auge)

Vogel: Gewebe (Leber, Niere, Milz), EB 0,2 ml, frisch ausgezogene Feder, Abstrich ohne Medium (Rachen, Kloake)
Schildkröte: Abstrich ohne Medium (Zunge, Rachen), Gewebe (Leber, Darm, Gehirn)
Koi-Karpfen: Gewebe (Gehirn, Leber, Milz), Kiemenbiopsie
Rind*: BHV1: Abstrich ohne Medium

Methode PCR/realtime PCR
Tierart Hund, Katze, Pferd, Vogel, Schildkröte, Koi, Rind*


Herpesvirus, Antikörpernachweis

Impf- und Infektionstiter können über Serumpaare bzw. beim Rind über die Bestimmung des gE-Glykoproteins unterschieden werden.

Material S, EB, HP 0,5 ml
Methode IFAT
Rind*: EIA
Tierart Hund, Katze, Pferd, Rind