Paramyxoviren

Aus LABOPEDIA
Version vom 8. Februar 2013, 15:32 Uhr von 84.170.11.159 (Diskussion) (Die Seite wurde neu angelegt: „'''Paramyxoviren''' gehören zu den behüllten einsträngigen RNA-Viren. Sie verursachen beim Menschen und vielen Tierarten vorwiegend respiratorische Erkranku…“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Paramyxoviren gehören zu den behüllten einsträngigen RNA-Viren. Sie verursachen beim Menschen und vielen Tierarten vorwiegend respiratorische Erkrankungen, sind aber auch Erreger schwerer systemischer Erkrankungen.


Hund:

Canines Parainfluenza 2-Virus (CPIV)

Das canine Parainfluenzavirus gehört innerhalb der Subfamilie Paramyxoviridae zum Genus Paramyxovirus (Parainfluenzagruppe). Es spielt eine entscheidende Rolle bei akuten Infektionen des oberen Respirationstraktes des Hundes, die unter dem Begriff „Zwingerhusten“ zusammengefasst werden. In Zwingern oder ähnlichen Einrichtungen können bei bis zu 70 % aller Tiere Antikörper nachgewiesen werden.

Alleinige Infektionen mit CPIV-2 führen in der Regel nur zu milden oder klinisch inapparenten Krankheitsverläufen. Erst bei Sekundärinfektionen mit anderen Viren, Bakterien oder Mykoplasmen sowie schlechten Haltungs- und/oder Hygienebedingungen kommt es zu den bekannten schweren Verläufen.

Staupe-Virus

Das Staupevirus des Hundes (canine distemper virus) gehört zum Genus Morbilivirus (Masern-Staupe-Rinderpest-Gruppe). Infizieren können sich alle Tiere der Familien Canidae (wie z. B. Hund, Fuchs, Wolf), Procyonidae (wie z. B. Waschbären und Pandas) und Mustelidae (wie z. B. Frettchen, Dachs, Marder, Tiger, Löwe). Die Staupe ist weltweit enzootisch. Die Übertragung erfolgt oral oder aerogen über Sekrete und Exkrete kranker Hunde oder klinisch gesunder Ausscheider. Auch intrauterine Infektionen sind möglich. Die Staupe ist eine akut bis subakut verlaufende, fieberhafte Allgemeinerkrankung. Es lassen sich eine respiratorische, eine intestinale, eine zentralnervöse und eine kutane Verlaufsform unterscheiden.

Die Virusausscheidung beginnt nach ca. 7 Tagen (bis zu 60 bis 90 Tage p. i.), in deren Verlauf es zu einer typischen zyklischen Infektion mit leukozytenassoziierter (evtl. auch nicht zellgebundener) Virämie kommt. Je nach Fähigkeit des Immunsystems neutralisierende Antikörper auszubilden, kann die Staupe einen milden oder tödlichen Verlauf nehmen.


Rind:

Bovines Parainfluenza 3-Virus (BPIV)

Das Bovine Parainfluenza-3-Virus spielt eine wichtige Rolle bei akuten Erkrankungen des Respirationsapparates beim Rind, insbesondere bei der Entstehung der infektiösen Faktorenkrankheit enzootische Bronchopneumonie. Monoinfektionen verursachen nur milde Symptome oder verlaufen klinisch inapparent. Erst durch Sekundärinfektionen mit anderen Viren (z. B. Bovines Adenovirus) Bakterien (Pasteurellen, Mykoplasmen) und resistenzmindernden Faktoren (kalte Witterung, Stress, mangelhafte Stallhygiene) entwickeln sich schwere Krankheitssymptome in Form endemisch auftretender Bronchopneumonien. Das Parainfluenza-3-Virus wird mit dem Nasensekret ausgeschieden, die Übertragung erfolgt aerogen. Das Krankheitsbild ist gekennzeichnet durch Fieber, Atembeschwerden und Salivation. Etwa 5 % der Tiere sterben innerhalb von 3 - 4 Tagen.

Bovines Respiratorisches Synztialvirus (BRSV)

Das bovine Respiratorische Synzytialvirus (BRSV) verursacht bei Rindern und Schafen Erkrankungen des oberen Respirationstrakts. Die Infektion tritt hauptsächlich in den Wintermonaten auf und ist charakterisiert durch plötzliches Fieber, geringgradige Hyperpnoe, Apathie, Rhinitis und Husten. Es entwickeln sich leichte Broncheolitiden, multifokale Herde und eine interstitielle Pneumonie mit Syncytienbildung. Die Dauer der Erkrankung beträgt 3 - 10 Tage. Bei schweren Verlaufsformen sind Todesfälle möglich, ansonsten ist die Letalität gering.

Das BRSV ist beim Rind an der enzootischen Bronchopneumonie beteiligt, es prädisponiert Kälber und Lämmer für die Haftung von Mannheimia haemolytica.


Schlange:

Paramyxovirusinfektionen treten insbesondere bei Schlangen auf. Bei Echsen und Schildkröten kommen diese Infektionen sehr selten vor.

Besonders betroffen sind Vipern, Giftnattern, Nattern, Boas und Pythons. Symptome der Erkrankung umfassen Nasenausfluss, Atmen mit geöffnetem Maul, käsige Beläge in der Mundhöhle und Atemgeräusche. Zudem kommt es oft zu wiederkehrenden, therapieresistenten Pneumonien.

Neben respiratorischen Veränderungen werden oftmals ZNS-Symptome gefunden. Diese beinhalten einen reduzierten Muskeltonus, Zwangsbewegungen, Tremor des Kopfes und Opisthotonus. Meist handelt es sich um chronische Verlaufsformen, es werden aber auch hochakute Verläufe beobachtet. Die Übertragung kann horizontal von Tier zu Tier, respiratorisch oder über den Kot erfolgen.

Am lebenden Tier wird das Virus mittels eines Mundhöhlen- und Kloakentupfers oder aus Organmaterial am besten aus Gehirn, Lunge, Darm, Leber und Niere nachgewiesen.


Paramyxovirus, Erregernachweis

Material Abstrich ohne Medium (Mundhöhle, Kloake), Trachealspülprobe, Gewebe (Gehirn, Lunge, etc.)
Methode PCR
Tierart Schlange


bovines respiratorisches Synzytialvirus, Erregernachweis

Material Abstrich ohne Medium (Nase, Rachen)
Methode realtime PCR
Tierart Rind


bovines Parainfluenzavirus, Erregernachweis

Material Abstrich ohne Medium (Nase, Rachen)
Methode realtime PCR
Tierart Rind


canines Parainfluenzavirus, Antikörpernachweis

Impf- und Infektionstiter können in der Regel nur über die Untersuchung von Serumpaaren unterschieden werden.

Material S, HP, EP 0,5 ml
Methode IFAT
Tierart Hund


canines Parainfluenzavirus, Erregernachweis

Material Abstrich ohne Medium (Nase, Rachen)
Methode PCR
Tierart Hund


Staupe, Erregernachweis

EDTA-Blut ist für den PCR-Nachweis ungeeignet, da falsch negative Ergebnisse möglich sind.

Material Abstrich ohne Medium (Auge, Rachen, Nase), Liquor
Methode EIA, PCR
Tierart Hund, Frettchen, Großkatzen


Staupe, Antikörper

Der Nachweis kann über Liquor oder Serum erfolgen. Impf- und Infektionstiter können im Serum nur über die Untersuchung von Serumpaaren unterschieden werden, während im Liquor lediglich Infektionstiter auftreten und daher Einzelproben aussagekräftig sind (blutfreie Entnahme!).

Material S, EP 0,5 ml
Methode IFAT
Tierart Hund, Frettchen, Großkatzen